Energieübertragung über Resonanzkopplung gilt als Schlüsseltechnologie für kabellose Stromversorgung mit hohem Wirkungsgrad und größerer Reichweite.Der Beitrag skizziert Grundlagen, aktuelle Fortschritte in Spulen‑ und Materialdesign, Regelung und Sicherheit, Anwendungsfelder von E‑Mobilität bis Medizintechnik sowie offene Fragen zu Skalierung und Normung.
Inhaltsverzeichnis
- Aktueller Stand der Forschung
- Spulendesign und Materialien
- Effizienz, Verluste, EMV
- Frequenzwahl und Regelung
- Empfehlungen für Umsetzung
- Häufige Fragen
Aktueller Stand der Forschung
Der Forschungsstand zeichnet sich durch die Übergangsphase von prototypischen Demonstratoren zu skalierbaren, normkonformen Plattformen aus: Hoch‑Q‑Resonatoren, GaN‑Leistungselektronik und adaptive Kompensationsnetzwerke ermöglichen höhere Wirkungsgrade bei größerem Spulenabstand; metamaterialgestützte Feldlenkung und resonante Oberflächen erhöhen die Kopplung bei Fehlversatz; Mehrspulen‑Arrays erlauben magnetisches Beamforming und Lastverteilung; softwaredefinierte Regelung (Frequenz‑, Phasen‑ und Impedanz‑Tracking) stabilisiert den Betrieb unter Bewegung; neue Spulengeometrien (PCB‑Mehrlagen, Litz‑Hybrid, ferromagnetische Abschirmungen) reduzieren Verluste; parallel entwickelt sich die Normung (z. B. Erweiterungen etablierter Konsortien und automobil-spezifische Profile) mit Fokus auf Fremdkörererkennung,EMV‑Konformität und Expositionsgrenzwerte,während in Anwendungen von Implantaten über Consumer‑Elektronik bis zu EV‑Laden und AMR‑Robotik der Schwerpunkt auf Fehljustiertoleranz,thermischem Management und Interoperabilität liegt.
- Adaptive Abstimmung: Echtzeit‑Impedanznachführung, digitale Kompensation (LCC/SS/CLC) für variable Lasten und Abstände.
- Geometrie & Materialien: Segmentierte Pads, Ferrit‑ und Nanokristall‑Kerne, dünne PCB‑Spulen für flache Formfaktoren.
- Feldlenkung: Metasurfaces und Mehrspulen‑Arrays zur Kopplungssteigerung bei seitlichem Versatz.
- Multi‑Empfänger: Last‑Scheduling, Priorisierung und gleichzeitige Versorgung mehrerer Nodes.
- Sicherheit & EMV: Fremdkörper‑Monitoring, Temperatur‑Feedback, Einhaltung relevanter EMF‑Grenzwerte.
- Leistungsniveaus: Von mW‑Bereichen (Implantate) bis kW‑Klassen (EV), mit Augenmerk auf Effizienz und Kosten.
| Fokus | Reichweite | Leistung | Wirkungsgrad |
|---|---|---|---|
| Implantate | cm | mW-W | 80-90% |
| Consumer/IoT | 0-30 cm | W-100 W | 70-90% |
| Industrie/AMR | 5-15 cm | 100 W-kW | 85-94% |
| EV‑Laden | 10-25 cm | kW->11 kW | 90-96% |
| Raumladestationen | 1-3 m | <10 W | 10-40% |
Spulendesign und Materialien
Geometrie, Leiterwerkstoffe und magnetische Pfade prägen Gütefaktor, Kopplung und EMV-Verhalten resonanter Systeme: Planare Spiralen auf Leiterplatten minimieren Bauhöhe und erlauben präzise Reproduzierbarkeit, erhöhen jedoch durch enge Leiterführung die parasitische Kapazität; mehrlagige Designs mit Via-Stitching und segmentierten Windungen entschärfen Proximity-Verluste. Litzendraht reduziert Skin- und Proximity-Effekte im kHz-MHz-Bereich (Einzeldrahtdurchmesser unterhalb der Skintiefe), Silberplattierung unterstützt niedrige HF-Verluste; Aluminium senkt Masse bei moderat höherem Widerstand. Ferrite (MnZn für kHz, NiZn für MHz), nanokristalline Bänder und magneto-dielektrische Komposite fokussieren Fluss, verbessern Abschirmung und verringern Streufelder; sorgfältige Spaltgestaltung verhindert Sättigung. Forschungsarbeiten untersuchen metamateriale Linsen für Distanzgewinn, fraktale/segmentierte Wicklungen zur Feldformung sowie Multi-Spulen-Arrays für Versatzrobustheit. Thermische Pfade (Wärmeleitfolien, Kupferflächen, entkoppelte Ferritlagen) stabilisieren Q unter Last; automatisches Abstimmen über schaltbare Kapazitätsbänke hält Resonanz bei Toleranzen und Frequenzdrift. Material- und Frequenzeigenschaften (ρ, μr, tanδ) variieren mit Temperatur und Feldstärke, weshalb FEM-Optimierung und hardware-nahe Validierung (Impedanzspektroskopie, Nahfeld-Scanning) essenziell bleiben.
- Leiterwahl: Litzendraht (100-1.000+ Einzeldrähte; dEinzeldraht < Skintiefe), optional Silberplattierung im MHz-Bereich; Aluminium für Gewichtsreduktion.
- Wicklungsgeometrie: Pitch und Füllfaktor zur Minimierung parasitischer C; segmentierte/konzentrische Spulen für Versatzrobustheit; Interleaving zur Verlustreduktion.
- Magnetische Pfade: MnZn/NiZn-Ferrite, nanokristalline Kerne, magneto-dielektrische Komposite; definierte Luftspalte gegen Sättigung.
- EMV und Abschirmung: Ferritplatten, geschlitzte Leiterabschirmungen zur Wirbelstromkontrolle; Feldkonzentratoren für Streufeldbegrenzung.
- Thermik: Wärmewiderstand der Spule senken (Kupferfläche, Heatspreader), Verlustdichte über Wicklungsbreite verteilen.
- Abstimmung: Schaltbare C-Netzwerke, breitbandige Q-Management-Strategien, adaptive Frequenzführung.
- Fertigung: PCB-Multilayer mit dicken Kupferlagen, Via-Farmen; 3D-gedruckte Spulenträger für reproduzierbare Spaltgeometrien.
| Ziel | Design-Hebel | Trade-off |
|---|---|---|
| Maximale Distanz | Große Durchmesser,Ferrit-Rückplatten,metamateriale Linsen (Labor) | Bauraum,Kosten,Gewicht |
| Versatzrobustheit | Konzentrische/mehrpolige Spulen,Arrays | Komplexität,Ansteuerung |
| Hoher Wirkungsgrad | Hoch-Q Litzendraht,geringe parasitäre C,optimierte Pitch | Fertigungsaufwand |
| Dünne Bauhöhe | Planare PCB-Spulen,NiZn-Ferritfolien | Parasitika,EMV-Tuning |
| EMV-Konformität | Feldkonzentration,geschirmte Layer,Spaltmanagement | Leicht reduzierter Kopplungsfaktor |
Effizienz,Verluste,EMV
In resonant gekoppelten Systemen wird der Wirkungsgrad primär durch Kopplungskoeffizient k,die beladene Güte Q und das Abstimmmaß zwischen Primär- und Sekundärkreis bestimmt; typisch liegen End-to-End-Werte bei kurzen Distanzen zwischen 70-95 %,fallen bei starker Fehlzentrierung oder k < 0,05 jedoch deutlich ab. Verluste entstehen aus Kupferverlusten (Skin-/Proximity-Effekt), Kernverlusten (Wirbel, Hysterese), Schalt- und Gleichrichtverlusten sowie durch Streufelder und parasitäre Kapazitäten; Maßnahmen zur Effizienzsteigerung - etwa Litzendraht, Ferrit-Formteile, Soft-Switching (ZVS/ZCS), adaptive Impedanzanpassung und phasen-/frequenzagile Regelung - stehen jedoch in einem Zielkonflikt mit EMV-Anforderungen, da höhere Q zwar die Kopplung verbessert, aber die Feldstärke und Oberwellenbelastung steigen lassen kann. Relevante Normen und Grenzwerte (z. B. CISPR 11/32, ICNIRP-/IEC-Expositionslimits, SAE J2954/IEC 61980 für EV, WPC Qi) erzwingen Feldführung, Schirmung und spektrale Sauberkeit; Spread-Spectrum, Snubber und stromformende Modulation dämpfen Emissionen, erhöhen aber mitunter die Verluste.
- Hauptverlustpfade: Kupfer (Skin/Proximity), Kern (Wirbel/Hysterese), Schalter/Rectifier, dielektrische Verluste, Streufeld-induzierte Wirbelströme in Nachbarobjekten.
- Wirkungsgrad-Treiber: hohes k durch Geometrie/Alignment, hohe Q mit kontrollierter Dämpfung, präzise Abstimmung, geringe ESR/ESL, Soft-Switching, lastadaptive Regelung.
- EMV-Herausforderungen: leitungsgebundene Oberwellen des Leistungswandlers, abgestrahlte Nah-/Übergangsfeldkomponenten, Subharmoniken/Non-Intentional-Radiators bei 85-205 kHz bzw.6,78 MHz.
- Gegenmaßnahmen: Ferrit- und leitfähige Schirme mit Schlitzung, Gleichtakt-/Differenzfilter, symmetrische Spulen, Spread-Spectrum, Snubber/Gate-Shaping, layoutoptimierte Rückstrompfade.
- Abwägungen: höhere Frequenz reduziert Baugröße, steigert jedoch Schalt- und EMV-Aufwand; stärkere Schirmung mindert Emissionen, erhöht aber Wirbelverluste und Masse.
| Szenario | Typ. η | Dominante Emission | Maßnahme |
|---|---|---|---|
| Qi (110-205 kHz) | 75-90% | Leitungsobermoden | EMI-Filter, ZVS, Ferrit-Shield |
| EV-Pad (85 kHz) | 85-95% | Nahfeld H-Feld | Ferritkacheln, Spalt-Schirm, SAE J2954-Alignment |
| 6,78 MHz (A4WP) | 60-80% | Abgestrahlte HF | Symmetrische Spulen, Spread-Spectrum, Gehäuseabschirmung |
Frequenzwahl und Regelung
Die Auswahl der Betriebsfrequenz in resonanzgekoppelten Energiesystemen balanciert regulatorische Vorgaben, Effizienz und elektromagnetische Verträglichkeit: Während ISM-Bänder (z. B.110-205 kHz für Qi, 6,78 MHz für AirFuel, 13,56 MHz) Interoperabilität sichern, erzwingen Last- und Lageänderungen Frequenzsplitting und driftende Eigenresonanzen; daher kombinieren aktuelle Ansätze phasenbasierte Nachführung und adaptive Abstimmung mit ZVS/ZCS-optimierten Topologien. Integrierte PLL/FLL-Regler halten den Phasenwinkel nahe Null, während MPPT-ähnliche Strategien die Wirkleistung maximieren und reaktive Komponenten minimieren. LCC/LCL-Netzwerke werden variabel parametriert,typischerweise über Varaktordioden oder geschaltete Kondensatorbänke,um Wirkungsgradspitzen über den Kopplungsgrad κ zu glätten.Zur Einhaltung von EMV/SAR-Grenzen kommen Spread-Spectrum, spektrale Kerbfilter und thermisches Derating zum Einsatz. In Mehrgeräte-Szenarien stabilisieren Zeit-/Frequenz-Multiplex und hierarchische Scheduler die Übertragung, ohne die spektrale Belegung zu überreizen.
- Adaptive Abstimmung: Varaktordioden, Schaltkondensatorbänke, motorisierte Trimmer
- Phasen-/Frequenzregelung: PLL/FLL auf Null-Phasenwinkel und minimierte Blindleistung
- Impedanzanpassung: LCC/LCL für ZVS/ZCS und niedrige Schaltverluste
- Band- und Profilwahl: Qi (kHz), AirFuel (MHz), 13,56 MHz nach ETSI/FCC
- Mehrgerätetauglichkeit: Zeit-/Frequenz-Multiplex, semi-kooperatives Scheduling
- Sicherheitsbegrenzung: SAR-/Temperaturlimits, Leistungs-Derating
| Ziel | Methode | Messgröße |
|---|---|---|
| Effizienz | Phasenregelung + MPPT-ähnlich | Δφ, Pout/Pin |
| Stabilität | PLL mit 2.-Ordnung-Filter | df0/dt, Jitter |
| EMV | Spread-Spectrum, Kerbfilter | dBμV/m, Masken |
| Sicherheit | Thermisches Derating | T_sensor, dT/dt |
| Interoperabilität | Profilumschaltung | Handshake-Flags |
Empfehlungen für Umsetzung
Die Umsetzung resonanzgekoppelter Energieübertragung profitiert von einem systemischen Vorgehen, das elektromagnetisches Design, Regelungstechnik, EMV und Produktsicherheit integriert: Priorisiert werden ein hoher Q‑Faktor der Spulen, ein stabiler Kopplungskoeffizient (k) im Zielnutzfall, robuste Kompensationstopologien (z. B. LCC/LCL) sowie adaptive Frequenzverfolgung bei Last- und Lageänderungen; die Nutzung von ISM‑Bändern (z. B. 6,78 MHz, AirFuel Resonant) erleichtert Zulassung und Koexistenz, während Spread‑Spectrum und Feldformung EMV‑Spitzen glätten; thermische Pfade, Fremdkörpererkennung (FOD) und Derating sichern Dauerbetrieb; digitale Zwillinge mit gekoppelter SPICE/FEM‑Co‑Simulation verkürzen Iterationen; frühe Normenprüfung (z. B. CISPR 11/32, IEC 62311, lokale Funkregeln) reduziert Re‑Design‑Risiken und erleichtert die Skalierung von Prototyp zu Produkt.
- Spulen- und Materialwahl: Flachspiralen mit Litzendraht,optimierte Spurbreiten/Kupferdicke,gezielte Ferrit‑Abschirmung; Toleranzbudget für Abstände und Versatz definieren.
- Topologie & Frequenz: LCC/LCL für Wirkungsgrad und Misalignment‑Robustheit; 6,78 MHz ISM bevorzugen; 13,56 MHz nur bei strenger NFC‑Koexistenzplanung.
- Matching & Regelung: Phasen- und Impedanzmessung, PLL/FLL‑basierte Frequenznachführung, adaptives Matching mit temperaturkompensierten Bauteilen.
- EMV & Feldmanagement: E‑Feld‑Reduktion via Abschirm‑Elektroden/Segmentierung; Ferrit‑Formteile gegen Streufelder; Pre‑Compliance mit Nahfeld‑Scans.
- Sicherheit & FOD: Mehrkanal‑FOD (Q‑Abfall, niederohmige Lastsignaturen, Temperatur‑Sensorik); Leistungsrampe mit Soft‑Start und Fehlerklassen.
- Kommunikation: Out‑of‑Band (BLE) oder In‑Band‑Telemetrie für Status, Authentisierung und Leistungsverhandlung; Protokoll‑Failover vorsehen.
- Energiepfad: Synchron‑Gleichrichtung, niederverlustige Buck/Boost‑Stufen, saubere Erdung/Referenzen zur Minimierung von Gleichtaktströmen.
- Thermik & Mechanik: Hotspot‑Analyze, Heat‑Spreader, Zwangskonvektion bei >50 W; mechanische Führung zur Wiederholgenauigkeit der Kopplung.
- Testbarkeit: Kalibrierpunkte für Q/k, automatisierte End‑of‑Line‑Tests, Feld‑Telemetrie für Degradations‑Tracking.
- Regulatorik & Qualität: Frühzeitige Markt‑Zulassungsstrategie, Bauteil‑Derating nach Lebensdauer, OTA‑Konfigurierbarkeit der Regelparameter.
| Zielsystem | Frequenz | Topologie | Leistung | Reichweite | Besonderheit |
|---|---|---|---|---|---|
| Wearable‑Lader | 6,78 MHz | S-S / LCC | 5-15 W | 3-10 cm | Ferrit dünn, Spread‑Spectrum |
| AGV/Robotik | 6,78 MHz | LCL | 100-300 W | 10-20 cm | FOD streng, Phasenregelung |
| IoT‑Sensorhub | 6,78 MHz | S-S | 1-5 W | 10-50 cm | Multi‑Spulen‑Array |
Häufige Fragen
Was ist Resonanzkopplung bei der Energieübertragung?
Resonanzkopplung nutzt zwei auf gleiche Eigenfrequenz abgestimmte Schwingkreise, meist Spulen-Kondensator-Systeme. Energie wird kabellos via Magnetfelder übertragen; Resonanz erhöht die Kopplung und erlaubt größere Abstände als klassische Induktion.
Wie effizient ist die Übertragung und wovon hängt sie ab?
Der Wirkungsgrad hängt von Kopplungsfaktor,Qualitätsfaktoren,Frequenz,Abstand und Ausrichtung ab. Hohe Q-Faktoren und präzise Abstimmung ermöglichen 40-90 % auf kurzen Distanzen; Effizienz sinkt stark bei Fehlanpassung oder Metallnähe.
Welche Frequenzen und Materialien werden eingesetzt?
Eingesetzt werden ISM-Bänder im kHz-MHz-Bereich, etwa 85 kHz (Automotive) und 6,78 MHz (AirFuel). Litzendraht und Ferrit reduzieren Verluste und leiten Felder. Metamaterialien, gedruckte Spulen und weiche Magnetkerne werden experimentell erprobt.
Welche Anwendungen gelten als besonders vielversprechend?
Vielversprechend sind Laden von E-Fahrzeugen, Wearables, Implantaten und Industrie-Sensorik. Dynamisches Laden auf Parkflächen, AGVs in Fabriken sowie Unterwasser- und Raumfahrtanwendungen profitieren von Abdichtung, Positionstoleranz und Wartungsfreiheit.
Welche Herausforderungen und aktuellen Forschungstrends gibt es?
Herausforderungen betreffen Reichweite,Fremdkörpererkennung,EMV,Sicherheit,Kosten und Wirkungsgradstabilität. Forschung fokussiert Mehrspulen-Arrays, Relay-Resonatoren, MIMO-Regelung, adaptive Impedanzanpassung, GaN-Leistungselektronik und Normung.

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